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The Soaking Space Neuthal Zurück zur Übersicht
The Soaking Space
Installation


The Soaking Space [Der Einweichraum] ist ein Konzept von Stefanie Knobel für die ehemalige Baumwollspinnerei und späteren Baumwollweberei von Adolf Guyer-Zeller in Neuthal im Zürcher Oberland, heute Museum Neuthal für Textil- und Industriekultur. The Soaking Space ist durch grosse, weissen, mit transparentem Silikon beschichteten Baumwollstoffen, die im Fabrikgebäude installiert wurden, markiert.

«To soak», deutsch «einweichen» ist ein Weichmachen, das durch die Zugabe von Wasser oder Flüssigkeit geschieht. Wasser ruft eine Konsistenzänderung hervor. In The Soaking Space dringt die flüssige Substanz in vergessene Bereiche ein und stellt diese in eine fliessende Verbindung zur Gegenwart. Was passiert, wenn das Fabrikgebäude mit seinen Geschichten eingeweicht wird?

The Soaking Space ist ein Konzept einer fortlaufenden, offenen Auseinandersetzung mit der Textilgeschichte des Zürcher Oberlands, die in Verbindung zu kolonialen Verstrickungen zu Indien und zur eigenen Autobiografie steht.

Die Künstlerin kann sich noch erinnern, als ihr Vater, der in Bauma geboren wurde, sie an das Grab von Adolf Guyer Zeller brachte, welches sich auf dem Friedhof von Bauma unweit der Baumwollspinnerei befindet. Adolf-Guyer Zeller trat 1863 in die väterliche Baumwollspinnerei Neuthal ein. 1866 wurde er Teilhaber und 1874 Alleininhaber dieser Fabrik, die er laufend vergrösserte. Daneben versuchte er sich auch als Baumwollspekulant und äusserte sich zu geopolitischen Fragen mit grossem Selbstbewusstsein. So empfahl er den europäischen Kolonialmächten Einflusssphären und skizzierte strategische Eisenbahnlinien von Europa bis nach Afrika und Indien. Seinen Tagebüchern ist zu entnehmen, dass Guyer-Zeller mit der Einschätzung der Sklaverei zwar rang, diese aber letztlich historisch, theologisch, rassentheoretisch und vor allem ökonomisch rechtfertigte und auch verharmloste. Die gesellschaftlichen Hierarchien zwischen Patrons und Arbeiterschaft und zwischen Plantagebesitzern und Versklavten galten ihm als natürlich und unveränderbar.1

Als Teil des Kunstlokal Festivals lud Stefanie Knobel am 2. Oktober 2022 die Künstler*innen Olivia Abächerli, Sally Schonfeldt, Olivia Wiederkehr, Riikka Tauriainen und Kay Zhang sowie die Direktorin vom Neuthal Museum für Industriekultur Nora Baur und ihren Vater Walter Knobel in den The Soaking Space ein, um sich über die Geschichte der Textilfabrik aber auch über das Wasser um die Fabrik herum zu unterhalten.


Ausstellungsansicht The Soaking Space, 2022. Foto: Eugenia Mashenko

Ausstellungsansicht The Soaking Space, 2022. Foto: Eugenia Mashenko

Ausstellungsansicht The Soaking Space, 2022. Foto: Eugenia Mashenko

Ausstellungsansicht The Soaking Space, 2022. Foto: Eugenia Mashenko




Fussnoten

1 Vgl. Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz HLS, zuletzt abgerufen am 7.11.2024.